Ausrüstung

Welcher Anfänger kennt das Bild nicht? Man kommt auf den Platz, bekommt seinen Vereinsbogen in die Hand gedrückt und wundert sich, warum der Vereinsschütze nebenan mit 3 Koffern, 5 Taschen und einer Handvoll Kleinkram auf dem Platz erscheint und eigentlich auch nur mit seinem Bogen schießt.

Ist der Bogensport nun eine wahnsinnig komplizierte und teure Ausrüstungsschlacht? Nun, die Frage, ob der Bogensport eine Materialschlacht ist, lässt sich mit ja und mit nein beantworten. Ein klares ja ist die Antwort, wenn der Schütze ein Topschütze ist, der um Medaillen bei Weltmeisterschaften oder Olympia kämpft. Hier darf nichts dem Zufall überlassen werden und es ist erstaunlich, was diese Jungs aus dem Material herausfühlen können. Der Hobbyschütze hat aber kein unbegrenztes Budget, also muss er notgedrungen Kompromisse eingehen. Diese Kompromisse müssen aber keine Beeinträchtigung der Ergebnisse darstellen. Auf der anderen Seite gibt es Zubehör, das man einfach braucht. Ich möchte in diesem Artikel ein wenig auf die gängigen Probleme in diesem Zusammenhang hinweisen und auch einige Lösungen aufzeigen. Dieser Artikel soll ein wenig zum Nachdenken über die eigene Ausstattung anregen, nicht unbedingt eine Checkliste darstellen.

Worin unterscheidet sich der fortgeschrittene Schütze vom Anfänger? Der Fortgeschrittene schießt besser, klar, aber er hat im Laufe der Zeit auch Erkenntnisse über das Material, das er schießt, gewonnen. Hierzu zählt zum Einen das grundsätzliche Wissen um die Funktion der einzelnen Teile, ihr Zusammenwirken und die Abstimmung. Zum Anderen gehört zum Entwicklungsprozess aber auch das Material, das sich beim Schützen ansammelt.

Anmerkung: ich bin schon ein paar Jahre auf verschiedensten Turnierformen unterwegs und habe inzwischen ein kleines, optimiertes Ausrüstungspaket dabei - und auch schon so manche Panne und Peinlichkeit erlebt und miterlebt. Es sind letztlich Erfahrungen, die einem sagen, was man dabei haben sollte und was man wohl nicht brauchen wird. Diese Erfahrungen kann dieser Artikel nicht ersetzen, aber Anregungen geben.

Man sollte auch nicht vergessen: wenn man ein Turnier aufgeben muss, weil ein Ersatzteil für wenige Cent oder Euro nicht mit dabei war, ist das mehr als ärgerlich. Ich habe schon einen Schützen erlebt, die nur eine Sehne dabei hatte, die beim Einschießen kaputt gegangen ist. Das Turnier war für ihn fast gelaufen, in letzter Minute konnte von einem Mitschützen Ersatz beschafft werden. Startgeld, Anfahrt, Unterkunft, investierte Zeit... alles war trotzdem für die Füße, weil der Bogen nicht so funktionierte wie gewohnt. War es das wert, am Ersatzmaterial gespart zu haben? Nein. Gut, wenn der Bogen bricht, dann hat man sicherlich Pech gehabt. Aber der Kleinkram drumrum, da treten meist die vermeidbaren Probleme auf. Und darum gehts mir hier.

"Wieso Ausrüstung? Ich habe meinen Bogen, ein paar Pfeile, brauche ich noch mehr?"

Das ist doch meist die Standardantwort auf die Frage nach der Ausrüstung.

So einfach sollten wir es uns aber nicht machen. Als selbstverständlich wird zum Beispiel schon dabei angesehen, dass grundlegende Ausrüstungsgegenstände wie Armschutz und Fingerschutz (Tab) dabei sind. Werfen wir also der Reihe nach einen Blick auf unser Material.

Fangen wir mit dem Bogen an: Wurfarme, Mittelteil, Sehne, ggf. noch Visier und Stabilisation. Nun, kaum ein Hobbyschütze hat einen Ersatzbogen dabei, das ist in der Tat eher den Topschützen (bzw. den Schützen mit Sponsoren) vorbehalten. Aber es gibt ein paar Aspekte, auf die man die Aufmerksamkeit richten kann. Die Sehne ist so etwas. Eine Sehne kann brechen. Und wann macht sie das? Richtig, mitten im Turnier. Oder bei den ersten 3 Pfeilen, wenn man sich einen schönen Nachmittag auf dem Schießplatz machen wollte. Also sollte jeder Schütze (mindestens) eine eingeschossene (gaaanz wichtig!!) Ersatzsehne dabei haben. Selbst gewickelt, kostet sie gerade einmal 2-3 Euro. Nicht vergessen, die Sehne sollte regelmäßig mit Sehnenwachs gepflegt werden. Dabei ist die Sehne zu kontrollieren: wirkt die Sehne abgenutzt? Wie sieht die Mittelwicklung aus? Die Endenwicklungen? Diese sind bei Bedarf schnell repariert, hier müssen keine losen Enden in der Gegend herumflattern. Sitzt der Nockpunkt noch dort, wo er hingehört? Lösen sich aus der Sehne einzelne Stränge, so ist hier allerhöchste Eisenbahn, was den Austausch angeht. Wurde die Sehne regelmäßig gewachst? Nein? Bei der nächsten Sehne intensiver nachholen! An Ersatznockpunkte denken, gerade die Klemmdinger können sich auch mal lösen und dann auf Nimmerwiedersehen im Gras verschwinden! Oder der Nockpunkt sollte gleich gewickelt werden, das ist sowieso die elegantere Lösung.

Die Pfeilauflage ist auch so ein Kleinteil, dem meist zu wenig Beachtung geschenkt wird. Gerade die preiswerten weißen Plastikauflagen (die mitunter auch von Topschützen eingesetzt werden!) nutzen sich mit der Zeit ab und gehen immer im falschen Moment kaputt. Schlecht sind sie nicht, auf keinen Fall, aber überwachungsbedürftig. Oder der Kleber löst sich in der Hitze. Die Pfeilauflage sollte daher regelmäßig überprüft und ggf. rechtzeitig ersetzt werden. Ein Ersatz ist natürlich dabei.

Zur Pfeilauflage gehört auch der Button. Hier fallen gerne die kleinen Madenschrauben heraus, oder die eigentliche Anlage (meist aus Kunststoff) nutzt sich ab und geht im schlimmsten Fall sogar kaputt. Am einfachsten ist es, sich einen zweiten, abgestimmten, Button bereitzulegen (es gibt vernünftige Systeme bereits für unter 20 Euro). Ansonsten sollten zumindest die erwähnten Kleinteile zur Hand sein.

Die Materialpflege und Wartung an sich sollte ebenfalls näher beleuchtet werden. Jedes Stück Ausrüstung sollte regelmäßig, am besten unmittelbar nach dem Schießen, überprüft und ggf. repariert werden. Nichts ist ärgerlicher, als den Bogen auszupacken und feststellen zu müssen, dass man das letzte Mal einen Defekt hatte und den bis heute nicht repariert hat. Ein hinterhältiges Detail sind die x kleinen Madenschrauben, die man nur mit der Lupe überhaupt entdecken kann... und auf der Wiese nicht mehr wiederfindet. Daher: regelmäßig auf Sitz überprüfen und rechtzeitig für Ersatz sorgen! Das mit dem Festziehen gilt übrigens für alle Schrauben! Hier kann ein Inbusschlüsselset weiterhelfen - oder gleich 2 davon: einmal metrisch, einmal zöllig. Ansonsten hilft ein Schraubensicherungslack bei den Verbindungen, an denen man nicht oft rumbasteln muss.

Auch das Mittelteil sollte von Zeit zu Zeit auf Beschädigungen überprüft werden. Das gilt ebenfalls für die Wurfarme, Visier oder Stabilisierung, gerade, wenn der Bogen doch mal heruntergefallen ist...

Da ist noch der Klicker. Wenn dieser mit einem Kunststoffschuh ausgerüstet ist, sollte man diesen auch gelegentlich überprüfen. Manchmal fallen diese Dinger einfach ab - gerne auch dann, wenn man mal wieder durch den Klicker geschossen hat.

Machen wir bei den Pfeilen weiter. Was hat man aus dem oberen Abschnitt gelernt? Richtig, wenn man preiswerte Ersatzteile dabei haben kann, sollte man sie sich anschaffen. Und ein paar Ersatzpfeile sind immer gut angelegtes Geld. Es löst sich immer mal eine Spitze bzw. Nocke oder eine Feder geht kaputt. Auch werden Pfeile gelegentlich auf der Scheibe kaputt geschossen und bei 3D- bzw. Feldturnieren bleibt auch mal ein Pfeil im Wald. Selbstverständlich hat man daheim (oder sogar im Bogenkoffer dabei) noch ein paar Spitzen, Federn und Nocken, um beschädigte Pfeile reparieren zu können. Ein Befiederungsgerät hilft hierbei ungemein, diese Geräte sind schon für relativ wenig Geld zu haben. Denn beim Selbstbau kann man (a) langfristig Geld sparen und hat (b) die freie Wahl seiner Komponenten. Alles ist besser, als vorkonfektionierte Pfeile zu schießen. Wenn dann im Turnier die Federn abfallen, ist es zudem wesentlich einfacher, die Schuldfrage auszudiskutieren. Auch da kam schon öfters der Spruch: "Hätte ich mal..." Ja, lieber Schütze, hättest Du Dich mal selbst um Deine Ausrüstung gekümmert! Du schießt ja auch selbst, also ist die Materialpflege auch Deine Sache.

Ersatzteile... es geht sowieso immer etwas kaputt, was man nicht erwartet. Trotzdem: beobachtet Euer Material, stellt fest, wo sich im Training eventuell Probleme ergeben und nehmt einfach ein entsprechendes Austauschteil mit. Das ist unterm Strich immer billiger als ein nicht reparabler Defekt im Turnier. Mir ist schon einmal während eines mehrtägigen Turniers am ersten Tag ein Wurfarm gebrochen. Normalerweise war es das für den Rest der Veranstaltung. Glücklicherweise hatte ich einen 2. Satz Wurfarme dabei, die sonst auf dem Trainingsbogen im heimischen Keller ihr Dasein fristen. Das fällt aber unter “Glück gehabt”, denn normalerweise fallen solche Ausfälle unter das Restrisiko.

Für die Feld- oder 3D-Schützen ist es mitunter wichtig, die Pfeile nummeriert zu haben. Tipp: hier hilft Isolierband, in dünne Streifen geschnitten, weiter. So kann man die Pfeile individuell beringen und auch schnell anpassen, wenn einem mitten im Turnier auf einmal die Zweierpfeile ausgehen sollten... alles schon erlebt. Mit Edding wirds dann eine ziemliche Frickelei. Auch für den Feldeinsatz praktisch ist ein Pfeilreiniger (oder schlicht ein altes Handtuch), das am Gürtel baumelt. Ich nehme dazu ein Werbegeschenk, ein weißes, kleines Handtuch, das meist recht braun aus dem Parcours zurückkommt. ;-)

Pfeile wollen regelmäßig auf Geradheit und Beschädigungen überprüft werden, ein beim Schuss brechender Pfeil macht "Aua". Die Nocken sollte man auf Beschädigungen kontrollieren - Nockplatzer beim Schuss sind sehr lästig und für den Bogen Gift, da dies einem Trockenschuss entspricht. Es gibt Schützen, die tauschen vor wichtigen Turnieren prinzipiell die Nocken aus. Die Befiederung sollte nicht mehr zerfleddert sein als unbedingt nötig.

Die Pfeile wollen an die Schießlinie mitgenommen werden. Also muss ein Köcher her. Ob Rücken- Hüft- oder Bogenköcher, das ist eine Frage der Vorliebe des Schützen und des jeweiligen Reglements. Außerdem hat ein Köcher eine Tasche, in der Teile wieStifte, Tab oder der Schießhandschuh (in den Schießpausen) und ähnliches am Mann verstaut werden können. Ist der Gürtel, an dem der Köcher hängt, eingepackt?

Bei offiziellen Meisterschaften gibt es Startnummern, die in der Regel "gut sichtbar während des gesamten Turniers" zu tragen sind. Tipp: eine Klarsichthülle, am Köcher oder Brustschutz befestigt, hilft hierbei ungemein. Die Hülle kann man auch bequem mit Sicherheitsnadeln dort befestigten, wo der Ausrichter es vorschreibt. Ach ja, Turnier... wenn es eine offizielle Veranstaltung ist, dann sollte man auch seinen Schießpass, Mitgliederausweis oder wie sich das Papier nun nennt, dabei haben sowie, sofern erforderlich, die entsprechende Einladung. Auch der Personalausweis ist manchmal gefragt, aber den hat man ja ohnehin dabei, oder?

Zum Bogen gehört sinnvollerweise noch ein Ständer, damit der Bogen nicht im Dreck (gerade in der Sommersaison) stehen muss. Habe ich die Spannschnur oder Spannhilfe zum Aufbau des Bogens schon erwähnt? Nein? Gut, ist hiermit geschehen. Du verwendest einen Brustschutz? Gut, aber liegt der auch im Koffer? Sind hier noch alle Nähte intakt?

Die Fingerschlinge (oder sonstige Fangvorrichtungen), Armschutz und Tab sollten genau wie der Rest der Ausrüstung regelmäßig überprüft werden. Nicht nur die Sehne und die Pfeile sind Verschleißteile, auch auf diese vermeintlichen Selbstverständlichkeiten sollte man vor und nach jedem Schießen ein Auge haben. Lösen sich Nähte am Tab? Passt die Schlinge noch? Auch hier ist Ersatz (der eingeschossen sein soll!) noch recht preiswert. Tab... das ist so ein Thema. Ich habe schon Schützen bei einem Turnier erlebt, die ihr Tab verloren haben und dann nichts mehr getroffen haben. Also: ja, ein Ersatztab (oder ein Ersatzhandschuh) sollte dabei sein. Eingeschossen natürlich! Genau wie eine zweite Schlinge, aber da sage ich jetzt nichts Neues mehr. Hoffe ich.

Bekleidung wie eine Mütze gegen Blendung durch die Sonne oder als Regenschutz (gerade für Brillenträger) etc. sind den persönlichen Ansprüchen entsprechend anzupassen. Pullover, Regenjacke und -hose (evtl. mit Gamaschen) sind auch eine tolle Sache, man sollte aber vorher immer testen, ob man darin auch schießen kann. Es gibt übrigens einige wenige Regenjacken auf dem Markt, die speziell für Bogenschützen gemacht sind. Ansonsten muss man mit der "normalen" Kleidung ein wenig experimentieren und sich ggf. im Orthopädiebedarf einen Strumpf besorgen und den über den Oberarm stülpen, damit der Ärmel nicht in die Sehne kommt. Oder Ärmlinge aus dem Fahrradbereich, kreative Bastellösungen gibt es viele. Ja, auch die Kleidung ist ein nicht zu unterschätzender Teil der Ausrüstung! Kann ich in meinen Schuhen den Tag über gemütlich stehen? Wer im Feldbereich unterwegs ist, wird sich sehr schnell mit Wanderschuhen ausrüsten. Habe ich auch einen stabilen Stand darin? Ist die Hose / die Oberbekleidung der Witterung angepasst? Bin ich auf Wetterwechsel vorbereitet? Kann ich mit einer Sonnenbrille überhaupt schießen? Aus welcher Richtung ist Sonne, Wind und Regen zu erwarten? Ein Regenschirm ist auch vielseitig verwendbar.

Ach ja, Wetter. Das ist wie eben gesehen ein wichtiges Stichwort. Es ist bitter kalt? Also kommen Taschenwärmer und Handschuhe mit ins Gepäck. Manche Schützen haben noch einen Flachmann dabei, aber Alk ist beim Schießen aus gutem Grund nicht erlaubt. Also wird besser ein heißer Tee oder Ähnliches eingepackt. Die Sonne scheint. Also wird noch Sonnencreme eingepackt, gerade im Gebirge ist dies extrem wichtig - und Schutzfaktor 20+ ist oftmals keine schlechte Wahl. Sind genug Getränke in Reichweite? Am heißen Tagen sind mitunter 4-5 Liter (kein Schreibfehler!) Wasser fast schon zu wenig. Ja, auch die Ernährung fällt unter die Rubrik Ausrüstung. Ein paar kleine, gut verdaubare Happen sind immer eine gute Idee. Bananen, Vollkornschnitten, ein paar Schokoriegel, die Bandbreite ist recht groß, hier muss der Schütze sich und seinen Körper kennen, um sich optimal zu ernähren. Wenn es sommerlich schwül-warm ist, hat man meist auch Probleme mit Mücken. Ein Anti-Mücken-Mittel kann hier helfen - oder man futtert am Abend vorher ein paar Knoblauchzehen, das soll auch helfen. Ein Pflaster muss auch kein Fehler sein, irgendetwas passiert immer. Eine Zeckenzange ist auch eine feine Sache. Wer sich gegen FSME impfen lassen möchte, sollte dies vor u.A. mit seinem Arzt abklären.

Was übrigens stets unterschätzt wird, ist Kleinkram wie Isoband, Sicherheitsnadeln und so etwas. Man glaubt gar nicht, wofür sich so etwas einsetzen lässt und die dankbar Mitschützen sein können, wenn derartige Centartikel das Leben vereinfachen.

Nicht vergessen: das tollste (Ersatz-)Material bringt nichts, wenn es nicht mitgenommen wird und demzufolge nicht in Reichweite ist. Hierzu empfiehlt es sich, eine Tasche speziell für den Bogen zu reservieren, damit man nicht vor jedem Schießen alles zusammensuchen muss. Der Bogensportfachhandel hält hier eine ganze Reihe von Bogentaschen, Bogenkoffern etc. parat.

Den 3D- und Feldschützen erkennt man meist am Messer, der Zange und dem Pfeilkratzer, mit deren Hilfe so mancher Pfeil aus Bäumen oder dem Waldboden geborgen werden muss, sowie am Rucksack (ggf. mit eingebautem Klapphocker), in dem alle nötigen Kleinteile und die Verpflegung untergebracht sind. Auch ein Fernglas ist meist mit von der Partie (Reglements beachten, ein Fernglas nicht immer zulässig!).

Ach ja, ein Stift, um Ergebnisse und Sonstiges notieren zu können - und seien es nur die Telefonnummern netter Mitschützen/innen. Ein Kugelschreiber ist Standard, bei Regen und durchweichten Schießzetteln funktioniert aber nur noch ein nicht zu harter Bleistift. Mit dem o.g. Messer lässt sich der Stift dann auch schnell wieder anspitzen. Man sieht, es ergänzt sich alles wunderbar.

Kommen wir nun zum Werkzeug, das jeder Bogenschütze haben sollte. Die Inbusschlüssel wurden bereits genannt. Ein Befiederungsgerät wurde auch schon genannt, das ist eher was für daheim, obwohl manche Schützen mit einer halben Werkbank zum Turnier anrücken und bei mehrtägigen Turnieren Abends stets am Basteln sind. Ein Sehnengalgen, um sich Sehnen zu wickeln, gut, das ist was für Fortgeschrittene, aber mit Material aus dem Baumarkt preiswert selbst zu bauen. Ein Kantholz, zwei Nägel... fertig. Hier gibt es einige gute Bauanleitungen im Netz. Oder der Verein hat so etwas und man leiht sich den Galgen aus.

Immer dabei sein sollten eigentlich folgende Dinge: ein Checker (für Standhöhe und Nockpunktlage), eine Nockpunktzange und ein Wickelgerät für neue Mittel- und Endwicklungen, die sich immer zur Unzeit auflösen. Es ist in diesem Zusammenhang ungeheuer hilfreich, wenn man die technischen Daten der Sehne notiert hat. Länge, Anzahl der Drehungen, Standhöhe, Position des Nockpunktes, Länge der Mittel- und Endenwicklungen. Das hilft spätestens dann, wenn man sich eine neue Sehne bastelt, um das alte Modell 1:1 nachbauen zu können.

Was auch hilft, aber gerne unterschätzt wird: die Regeln (zumindest in einer Kurzversion). Es kann in schwierigen Situationen hilfreich sein, noch mal einen Blick ins Regelwerk zu werfen, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Dies kann ich insbesondere Schützen, die nach IFAA- bzw. DFBV-Regeln schießen, nur wärmstens empfehlen. Da ist dann der 1. Schütze einer jeden Gruppe der "Scheibenkapitän" und sozusagen der Kampfrichter vor Ort. Sofern vorhanden, sollten auch die aktuellen Auslegungen des Regelwerks mit vorliegen.

So, und dann geht es zu einem Turnier auswärts. Man war noch nie dort, kennt die Anfahrt nicht. Also wird im Vorfeld die Karte studiert, der Zeitbedarf für die Anfahrt abgeschätzt und Zeit zugegeben. Die diversen Online-Routenplaner mit Satellitenbildern helfen hier ungemein. Und noch mehr Zeit. Irgend etwas passiert immer und manchmal ist die Anfahrt auf den letzten Metern schwieriger als vermutet. Hier kann man jetzt fast beliebig viel Material mitschleppen: neben dem schon Erwähnten sind noch ein Klappstuhl und bei Turnieren auf der platten WIese ein eigenes (kleines) Zelt zu nennen (Tipp: sogenannte "Duschzelte" sind sehr beliebt), so dass man sich in den Schießpausen trocken setzen kann. Ist bei mehrtägigen Veranstaltungen rechtzeitig eine Unterkunft in der Nähe organisiert...? Wenn 300 Schützen und mehr zu einem Turnier kommen, reichen 2 Monate vorher manchmal nicht aus.

Man sieht, es ist so einiges, was einem das Leben leicht machen kann und ein entspanntes Herangehen an das Schießen ermöglicht - oder das Leben schwer macht und Stress mit sich bringt, wenn man sich nicht drum kümmert. Sicherlich, es sind ein paar Ausgaben dabei, aber wenn man Spaß am Sport hat, lohnen diese sich auf alle Fälle. Denn nichts frustriert mehr als Materialdefekte an Teilen, die nur wenig Aufwand (zeitlich und finanziell) zum Austausch erfordern.

Die Erfahrung zeigt: eine Ausrüstung wächst mit der Zeit. Je nachdem, wie stark man sich von Bogenvirus hat infizieren lassen, wird einiges vom oben genannten mehr oder weniger zwingend nötig sein. Man bemerkt bei jedem Schießen, ob etwas fehlt oder zu viel ist. Dann wird angepasst und weitergemacht. Eine Ausrüstung ist wohl auch nie wirklich "fertig", immer gibt es noch ein paar Kleinigkeiten, die einem das Leben leichter machen können.

Ich habe auch nicht alles von dem, was oben auf der Liste steht, entweder dabei oder überhaupt in meiner Sammlung. Und ich habe auch Manches dabei, das nicht auf der Liste steht. Ist eben dynamisch, so etwas. Aber manche Dinge sind nun mal unverzichtbar.